Brüssel kommt nach Göttingen

14.12.17 Heute haben wir die Chance genutzt, direkt auf Brüssel einzuwirken. Nach Anfrage der Uni Göttingen haben wir mit 12 Landwirten aus der Region an einem EU-weiten Forschungsprojekt zur Politikfolgenabschätzung teilgenommen. Im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes SoilMan der Georg-August-Universität beschäftigen sich Dr. Elke Plaas (Göttingen) und Tania Runge (Thünen-Institut, Braunschweig) mit der Bodenbewirtschaftung im Ackerbau und dem Bodenlebewesen. Um praxisnahe Einschätzungen zu bekommen, werden in ausgewählten Regionen Gruppendiskussionen mit jeweils etwa 12 Landwirten durchgeführt.

In der moderierten Diskussionsrunde wurden Wirkungen auf unseren Ackerbau durch verschiedene politische Maßnahmen angeregt in der Runde diskutiert. Fruchtfolgen, Zwischenfrüchte, Verwaltungsversagen, Eiweißfrüchte, Wetterkapriolen und nicht zuletzt die grundsätzliche Bedeutung der Sicherstellung der Ernährung waren wichtige Themen in der Diskussion. Aktuell wird die mögliche Renationalisierung der Agrarpolitik sehr kritisch gesehen.

Bei der Bewirtschaftung des Grünlandes konnte festgestellt werden, dass der zunehmende Rückgang der Tierhaltung für die Region sehr problematisch ist. Neben der erheblich geringeren Wertschöpfung durch die zurückgehende Tierhaltung wird die erhebliche Förderung der Extensivierung als problematisch gesehen, da diese Flächen den weiter wirtschaftenden Betrieben nicht mehr zur Verfügung stehen.

Besondere Wetterlagen und mögliche Anpassungsstrategien wurden ebenso kontrovers diskutiert, wie die langfristige Versorgung mit Grundnährstoffen und die Entwicklung des Humus in unseren Böden.

Auch die Diskussion um Agrarumweltmaßnahmen kam nicht zu kurz: Für viele Betriebsleiter ist das hohe Kontrollrisiko und der bürokratische Aufwand offenbar ein großes Hindernis. Mitunter werden beispielsweise Lerchenfenster angelegt ohne Förderung dafür anzufordern. Eine verrückte Situation. Bei der Einordnung der Bedeutung unterschiedlicher Faktoren auf Bodenleben und Bodenstruktur wurde angeregt diskutiert, zum Ende aber ein Ranking gefunden.

Die politischen Rahmenbedingungen haben einen immer stärker wirkenden Einfluss auf unsere Bewirtschaftung – Die Teilnehmer waren sich sicher, dass die Regelungen für die Praktiker nicht immer nachvollziehbar sind und mitunter kontraproduktiv wirken.

Eine interessante Diskussionsrunde, toll das wir daran teilnehmen konnten.