Letzte Ernte – EU plant umfangreiche PSM Verbote

26.08.22 Letzte Ernte? – Green Deal und Farm to Fork Strategie der EU – Diese wichtige Angelegenheit trifft vermutlich alle unsere Mitglieder direkt und unmittelbar. Neben den aktiven Landwirten sind ebenso die Verpächter, die vor- und nachgelagerte Wirtschaft und vermutlich am Ende auch alle Verbraucher oder wir als Gesellschaft betroffen.
Vorab möchten wir noch klarstellen, dass es grundsätzlich richtig ist, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Rahmen der Produktion und unter sorgsamer Abwägung von Risiken und Notwendigkeiten weiterhin und wie bisher (!) zu reduzieren. Totalverbote sind jedoch nicht der richtige Weg. Hier muss nach kooperativen Lösungsansätzen gesucht werden!

Worum geht es?

Am 22. Juni 2022 haben Ursula von der Leyen und Frans Timmermans für die EU-Kommission Konkretisierungen zum Green Deal und der Farm to Fork Strategie vorgelegt. Es geht im Kern darum, das Leben und Wirtschaften in der EU bis 2050 hin zur Treibhausgasneutralität zu transformieren und sonstige nachteilige Folgen menschlichen Handels auf die Umwelt maximal zu minimieren. Das liest sich zunächst einmal gut.
Die nun konkreter formulierten Reduktionsziele erschrecken uns:
Halbierung des Einsatzes und Risikos chemischer Pflanzenschutzmittel bis 2030 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2017.
Unsere besondere Betroffenheit entsteht durch ein Verbot aller Pflanzenschutzmittel (auch der im Ökolandbau zugelassenen) in empfindlichen Gebieten (!). Als empfindliche Gebiete gelten in Deutschland:

  • Siedlungsbereiche, Parks, Gärten und Sportplätze
  • Bisher nicht präzise definierte „Bestäubergebiete“
  • Biosphärenreservate, Nationalparke
  • Natura 2000 (FFH- und Vogelschutzgebiete)
  • Naturschutzgebiete
  • Wasserschutzgebiete, Trinkwassergewinnungsgebiete, Heilquellenschutzgebiete
  • Voraussichtlich auch „Rote Gebiete“
  • Landschaftsschutzgebiete – größte Flächenbetroffenheit!

Die Betroffenheit im Landkreis Göttingen ist insbesondere durch das Vogelschutzgebiet, die Wasserschutz- und Landschaftsschutzgebiete erheblich. Wir gehen von insgesamt 75 % der ldw. Nutzfläche aus.  Abgesehen von den Randbereichen rund um die Ortschaften, ist der Außenbereich in weiten Teilen des Kreisgebietes komplett geschützt und damit vom Totalverbot von Pflanzenschutzmitteln betroffen.

Auswirkungen aus unserer Sicht

  • Erheblicher Produktionsrückgang in der EU und insbesondere im LK Göttingen
  • Weitere Abhängigkeiten vom Nicht-EU-Ausland, heute schon sind wir Nettoimporteur für Lebensmittel
  • PSM Verbote bedeuten für biologische und konventionelle Landwirtschaft massive Produktionseinschränkungen
  • Deutliche Verteuerung der Produkte, damit am Ende signifikante Erhöhung der Lebensmittelpreise

Was sind eigentlich die Ziele und Zielkonflikte?

  • Dem grundsätzlichen Ziel der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln stehen grundsätzlich offen gegenüber, aber immer mit Blick auf die Produktionsziele der Landwirtschaft: Lebensmittel – Energie – Biodiversität
  • Was bedeutet die Auslagerung unserer Lebensmittelproduktion ins Ausland fürs Klima und die Biodiversität?
  • Kann Südamerika wirklich besser produzieren als Europa?
  • Wir erleben Abhängigkeiten gerade an den Energiemärkten….

Die angekündigten Maßnahmen der EU sorgen beispielsweise für…

  • Abhängigkeiten
  • Wertschöpfungs- und Wohlstandsverluste
  • Arbeitsplatzverluste
  • Kontrollverluste (Wie wird im Ausland produziert?)

Was passiert jetzt, was ist wichtig?

Als erstes: Stellungnahme bei der EU abgeben! Jeder ist hier selbst gefordert! Das geht nur online! Weitere Information dazu erhalten Sie bei der Online Infoveranstaltung.
Bis 19.09.2022 Stellungnahme für „Jedermann“ über die Website der EU Kommission, den link dort hin finden Sie hier
Für Ihre Stellungnahme ist eine einfache Anmeldung mit Ihrer Emailadresse erforderlich, eine Anleitung finden Sie hier: Leitfaden zur Teilnahme an der Konsultation zur EU-Pflanzenschutz-Verordnung 

Aktivitäten des Berufsstandes

  • Verbündete suchen! Information Öffentlichkeit
  • Informationen „ins Land tragen“: Landwirte, Grundeigentümer, vor- und nachgelagerte Wirtschaft und nicht zuletzt die normalen Bürger
  • Unsere politischen Aktivitäten laufen an
  • Politische Gespräche, Demonstrationen auch mit LsV werden vorbereitet und von uns weitgehend unterstützt
  • Positionspapier DBV Pflanzenschutz-Verordnung zur Info 

Wir erwarten zähe Auseinandersetzungen in 2023 (und evtl. noch 2024). Erste Auswirkungen wären im Wirtschaftsjahr 2024/2025 denkbar

Onlineinformation

Wir möchten die bewährte Onlineinformation per zoom nutzen und laden alle unsere Mitglieder und gern auch darüber hinaus Interessierte ein:

Letzte Ernte?
Green Deal und „farm to fork“ Strategie der EU
Online Informationsveranstaltung – Mo 05. September 2022 – 19:30 Uhr 
Zoom-Meeting Meeting-ID: 811 7764 9631 https://us02web.zoom.us/j/81177649631
Wir freuen uns auf Ihr Interesse.

Aktionen des LsV Göttingen

Mit „unserem“ LsV in Göttingen sind wir wie in der Vergangenheit aktiv im Austausch und stimmen die inhaltlichen Forderungen eng miteinander ab. Die vom LsV in den einschlägigen WhatsApp Gruppen angestoßenen Aktionen unterstützen unsere Aktivitäten und wir rufen zur Unterstützung der im Rahmen der Gesetze stattfindenden Aktivitäten auf. Wir informieren darüber dann jeweils über die sozialen Medien und unsere Website!

Welche Flächen sind betroffen?

Als erste Orientierung: Darstellung der Landschaftsschutzgebiete im Verbandsgebiet

Soweit nicht bekannt, prüfen Sie bitte Ihre individuelle Betroffenheit, die Kartendienste im Internet machen das leicht möglich:

  • Geoportal des LK GÖ 
    (Umwelt- und Naturschutz -> Naturschutz -> Gebietsauswahl   anklicken)
  • Schutzgebiete der Stadt Göttingen (www.goettingen.de „Schutzgebiete“ suchen)
  • Umweltkarten Land Niedersachsen
    (Suche über „dargestellte Karten“ – Nach Landschaftsschutzgebiet suchen )