Trinkwasser in Ordnung

08.09.20 Wir stehen mit unserem Trinkwasser in Südniedersachsen gut dar! Eine thematisch umfassende Tagung mit unseren Wasserversorgern, den zuständigen Behörden und unseren Landwirten. Seit 30 Jahren funktioniert die Zusammenarbeit für unser Trinkwasser gut. Solche Tagungen sorgen dafür, dass das so bleibt. Danke an Geries Ingenieure GmbH für die Organisation.

 

Bericht der Geries Ingenieure: 
Trinkwasserschutz – Kooperation Obere Leine – diskutiert über Düngerecht und Grundwasserschutz 

Am Montag den 07.09.2020 hatte die Kooperation Trinkwasserschutz Obere Leine zu einer Fachveranstaltung eingeladen. Zu dem Thema „Nitrat im (Trink-) Wasser: Wo stehen wir, wo müssen wir hin“ trafen sich Experten aus den Bereichen Düngung, Gewässerschutz und Gesundheit in Reinhausen bei Göttingen, um über den aktuellen Stand der Nitratproblematik in Südniedersachsen zu informieren und mit den anwesenden Landwirten und Wasserversorgern zu diskutieren.

Unter Auflagen und mit einer beschränkten Teilnehmerzahl von 50 Personen moderierte Sven Dörnte (Stadtwerke Göttingen AG) als Geschäftsführer der Kooperation die Vorträge und die anschließende Diskussion über Qualität und Quantität des Grundwassers.

Staatssekretär Prof. Dr. Theuvsen (ML) begann die Vortragsreihe und informierte über den aktuellen Stand der Diskussion zur Umsetzung der neuen Düngeverordnung (DüV). Er berichtete von intensiven aber zielgerichteten Gesprächen zwischen dem Landwirtschafts- und dem Umweltministerium zur Ausweisung der sog. „roten Gebiete“. Konkrete Ergebnisse können zur Zeit jedoch noch nicht präsentiert werden. Darüber hinaus erläuterte er kurz wichtige Inhalte des „Niedersächsischen Weges“, das aktuelle Maßnahmenpaket für den Natur-, Arten- und Gewässerschutzes des Landes Niedersachsen. Die anschließenden Referenten verdeutlichten, dass Nitrat im Wasser weiterhin ein wichtiges Thema ist – und auch bleiben wird.

Dr. Knut Meyer (LBEG) stellte aktuelle Berechnungen aus dem sog. Basis-Emissionsmodell vor. Mit Hilfe dieser Methode soll die Ausweisung der nitratsensiblen Gebiete in Niedersachsen nachvollziehbarer gestaltet werden. Es ist mit einer höheren Akzeptanz in der Landwirtschaft zu rechnen, weil die aktuelle Situation der organischen und mineralischen Stickstoffdüngung abgebildet wird.

Nach Ausführungen von Dr. Markus Quirin (NLWKN) gibt es in Niedersachsen große Unterschiede zwischen den Nitratgehalten im Grundwasser der norddeutschen Tiefebene und dem südniedersächsischen Festgesteinsgebiet. Im Norden bzw. Nordwesten wird das Wasser i.d.R. aus tiefen (Grundwasser)Schichten mit geringen Nitratgehalten gefördert (Denitrifikation), während das oberflächennahe Grundwasser häufig sehr hohe Nitratkonzentrationen aufweist. Im südniedersächsischen Festgesteinsgebiet gibt es i.d.R. keine Differenzierung zwischen verschiedenen Grundwasserstockwerken aber auch keine Denitrifikation. Die Nitratkonzentration im geförderten Rohwasser ist vergleichsweise hoch, die Belastung des oberflächennahen Grundwassers aber deutlich geringer als im Norden.

Obwohl durch die Vorgaben der DüV bereits verschiedene Faktoren bei der Bedarfsermittlung für Stickstoff berücksichtigt werden müssen, vertrat Dr. Hartmut Geries (Geries Ingenieure GmbH) die Meinung, dass weitere Stellschrauben notwendig sind, um die Stickstoffdüngung im Sinne des Gewässerschutzes zu optimieren. Flexible standortangepasste Düngungsstrategien sind erforderlich und auch umsetzbar, da insbesondere in der Wasserschutzgebieten umfangreiche Informationen über die Eigenschaften der bewirtschafteten Böden vorliegen. Ziel muss es sein, von einer „pauschalen“ Betrachtung zu einer einzelbetrieblichen Bewertung zu kommen. Die Veranstaltung war dazu ein guter Auftakt für weitere Abstimmungsgespräche.

Dr. Roland Suchenwirt (Landesgesundheitsamt) erläuterte die gesundheitlichen Risiken, die von zu hohen Nitratkonzentrationen im Wasser ausgehen können. Generell wird Nitrat im Körper zu Nitrit umgewandelt und durch die Verbindung mit Eiweißbausteinen können sog. Nitrosamine entstehen. Nitrosamine gelten als potenziell krebserregend. Bei Säuglingen kann das entstehende Nitrit nicht weiter abgebaut werden und durch eine Reaktion mit dem Hämoglobin im Blut kann der Sauerstofftransport beeinträchtigt werden. Im Extremfall kann das zu Erstickungserscheinungen führen. Es gibt aber auch Studien, die belegen, das Nitrat in Einzelfällen als Therapeutikum eingesetzt werden kann. Vor diesem Hintergrund sind die Gesundheitsämter angewiesen, zu beobachten und zu agieren, bevor das „Kind in den Brunnen gefallen“ ist. Der zu Zeit in der Trinkwasserverordnung festgeschriebene Grenzwert von 50 mg Nitrat/l wird seiner Meinung nach weiterhin Bestand haben.

Der stellvertretende Sprecher der Landwirte in der Kooperation, Ralf Bartens, wies in seinem Statement auf die Erfolge im Gewässerschutz hin, er bemerkte aber auch, dass es bei den Qualitätsparametern immer noch große Unterschiede zwischen den Betrieben gibt. Der Ansatz muss sein, durch gezielte Beratung die weniger guten Betriebe auf das Niveau der Besseren zu bringen.

Das gute Miteinander und der fachliche Austausch in der Kooperation ist eine gute Voraussetzung die hohe Qualität und ausreichende Verfügbarkeit des Trinkwassers in der Kooperation zu erhalten und die Versorgung der Bevölkerung auch in der Zukunft sicherzustellen.