MdB Güntzler „auf dem Futtertisch“

23.08.18 Wie ist die Stimmung im Dürrejahr hier in Göttingen? Wie viel wurde geerntet und was sind die Folgen der langanhaltenden Dürre im Jahr 2018? Über all diese Themen informierte sich heute Bundestagsabgeordneter Fritz Güntzler anlässlich seiner Sommertour 2018 auf dem Betrieb der Familie Bürger in Barterode. Neben der gastgebenden Familie Bürger waren noch eine Reihe Milchviehhalter aus der Region dabei, um Stimmung und Situation zu schildern. 
Insgesamt kann man die Ernte 2018 in Südniedersachsen wie folgt beschreiben:

Mähdruschfrüchte:

  • Mindererträge beim Mähdrusch liegen im Durchschnitt bei ca. 25%.
  • Einige Betriebe haben nur die Hälfte des langjährigen Durchschnitts ernten können.
  • Preisanstiege beim Getreide und geringere Ernte- und Trocknungskosten helfen vielen, die Mindermengen auszugleichen.
  • Einzelbetriebliche Betroffenheiten liegen extem weit auseinander.

Futterbau:

  • Alle Futterbaubetriebe haben erhebliche Mengenprobleme bei der Futterversorgung
  • Die Grasernte hat sich meist auf eineinhalb bis zwei Schnitte beschränkt (normalerweise werden mind. vier Schnitte gemacht)
  • Der Ertragsverlust der Grasernte liegt insgesamt bei über 50%.

Der Fokus stand bei dem Treffen auf dem Futterbau. Durch deutliche Ertragseinbußen muss das vorhandene Futter möglichst gestreckt und zusätzlich Futter zugekauft werden. Viele Betriebe sind zum Bestandsabbau gezwungen, da das Grundfuttermittel Gras nicht einmal zu hohen Kosten verfügbar ist. 

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat die Situation wie folgt beschrieben: „Kühe fressen Futter, kein Geld“. Dieser Satz beschreibt die Lage im Futterbau treffend. Auch hier in Südniedersachsen haben wir ein Mengenproblem und viele Betriebe befürchten, dass sie ihre Tiere nicht ausreichend ernähren können. Alttiere und Zuchttiere müssen den Betrieb verlassen und die Nachzucht muss zurückgefahren werden.

Wichtig ist der Runde, dass die Hilfe vom Bund bzw. Land da ankommt, wo sie auch gebraucht wird. Besonders betroffene Betriebe sollten finanziell unterstützt werden. Möglicherweise macht es Sinn, die Mittelverteilung nach Grünland und Tierhaltung vorzunehmen. 
Weiterhin ist es wichtig weiteres Futter zu generieren: Die Nutzung ökologischer Vorrangflächen und eine Verschiebung der Sperrfristen zur Ausbringung von Wirtschaftsdünger bei Zwischenfrüchten, sodass diese als Futter genutzt werden können, wären Ansatzpunkte, die den Betroffenen helfen können.

Als weiteres Problem wurde die Aussaat für die Ernte 2019 diskutiert. Durch die fehlende Feuchte im Boden keimen die Pflanzen schlecht bzw. nicht. Ob eine Aussaat von Raps aktuell überhaupt Sinn macht, ist nicht sicher – es muss regnen!

Zum Betrieb der Familie Bürger: Der Betrieb wird von Horst und Andrea Bürger geführt und befindet sich derzeit in der 14 Generation. Er besteht nachweislich seit dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) und umfasst heute einen Viehbesatz von ca. 100 Milchkühen mit Nachzucht und 700-800 Mastschweinen. Ein breit aufgestellter konventioneller Familienbetrieb.