Warum diese „Spritzerei“? – ein Gastbeitrag

0704.05.16  Ein Gastbeitrag von Jan-David Schmidt,
Landwirt aus Imbshausen  im Landkreis Northeim

Warum diese „Spritzerei“?
..diese Frage stellen sich viele Menschen, wenn sie uns Landwirten mit der Pflanzenschutzspritze begegnen. Oft werde ich selbst aus dem engsten Bekanntenkreis gefragt, ob das denn wirklich sein muss!?
Zunächst einmal möchte ich diese Frage ganz nüchtern mit einer Gegenfrage beantworten: Was stellen Sie sich unter „Pflanzenschutz“ vor?
Man hört oft von Tierschutz, Naturschutz, Küstenschutz, etc….alles Dinge, die wir mit etwas Positivem verbinden. Das Wort „Pflanzenschutz“ hingegen verbinden viele mit etwas Negativem wie „Gift“ oder „Umweltverschmutzung“.
Ich möchte im Folgenden nicht darauf eingehen, welche Folgen ein Verzicht auf chemischen Pflanzenschutz für uns als Betrieb, für unsere Kulturen und Landschaften oder aber vor allem für die Ernährungssituation hat, sondern einfach mal am Beispiel einer unserer Maßnahmen auf den Feldern Euch dieses „Gerät“ nahebringen.

...Schöne grüne Natur. Diese bekannte Natur formen wir!

…Schöne grüne Natur. Diese bekannte Natur formen wir!

Auf den Bildern sieht man unsere Pflanzenschutzspritze im Einsatz auf einem unserer Weizenfelder. Wir produzieren allein auf einer Fläche von gut 300 Hektar (3.000.000 Quadratmeter) Weizen, der überwiegend für die Lebensmittelindustrie (Brotweizen, Gebäck) bestimmt ist. Dieser Weizen muss bestimmte Qualitätsparameter erfüllen, die wir durch Faktoren wie Sorten, Düngung und vor allem chemischen Pflanzenschutz steuern können.

Reaktionen der Bevölkerung – die ich wahrnehme, wenn ich selbst auf der Spritze sitze – sind oft ein unverständliches Kopfschütteln bis hin zum Zuhalten der Nase. Wenn wir immer die Zeit dafür hätten, würde ich diese Leute gern einmal einladen sich unsere Arbeit anzuschauen und sie ihnen zu erklären. Nun versuche ich einmal kurz und leicht verständlich zu erklären, was wir da machen:

Im Wesentlichen ist es Wasser

Das ist nun das Gerät. Der Schlepper hat 200PS und seit Herbst letzten Jahres setzen wir diese HORSCH LEEB 7GS mit 7.000 l Fassvolumen ein.

Das ist nun das Gerät. Der Schlepper hat 200PS und seit Herbst letzten Jahres setzen wir diese HORSCH LEEB 7GS mit 7.000 l Fassvolumen ein.

Wenn wir mit unserer „Spritze“ losfahren, haben wir bis zu 7000l sog. „Spritzbrühe“ dabei. Diese „Brühe“ besteht aber nur zu einem knappen Prozent (wenn überhaupt!) aus Pflanzenschutzmitteln. Der Rest ist Wasser…Wasser, welches bei jedem von uns aus der Wasserleitung kommt.
Wir haben zum Schutz unserer Pflanzen verschiedene Pflanzenschutzmittel (Insektizide, Herbizide, Fungizide, etc) zur Verfügung. Diese Mittel schützen unsere Kulturpflanzen gegen tierische Schädlinge, gegen Pilze oder aber auch gegen andere Pflanzen, die mit unserem Weizen um Nährstoffe und Wasser konkurrieren.

Manchmal ist es auch nur Dünger

Hier wird gerade mit einer "Doppelflachstrahldüse" gearbeitet. Diese macht aus dem Strahl, der aus der Zuleitung zur Düse kommt einen geteilten Strahl, der mit einem Winkel von 80° nach vorn und hinten abstrahlt.

Hier wird gerade mit einer „Doppelflachstrahldüse“ gearbeitet. Diese macht aus dem Strahl, der aus der Zuleitung zur Düse kommt einen geteilten Strahl, der mit einem Winkel von 80° nach vorn und hinten abstrahlt.

Wenn Sie also eine Spritze auf einem Feld sehen, ist das, was dort hinten rauskommt, nicht alles reines „Gift“. Manchmal spritzen wir sogar nur Nährstoffe (Dünger)!
Bei der heutigen Maßnahme ging es darum, unseren Weizen vor pilzlichen Erkrankungen zu schützen. Pilze können große Schäden bis hin zum Totalausfall verursachen. Zudem bewirken wir mit einem sog. „Wachstumsregler“, dass der Halm der Pflanze gekürzt und vorallem gekräftigt wird. Dadurch wird die Pflanze standfester und ist bei einem Sturm oder Hagelschauer vor „Abknicken“ besser geschützt.

Heute haben wir mit einer Aufwandmenge von 180 Litern pro Hektar (10.000 qm) unseren Weizen gespritzt. Dabei waren von den 180 Litern ca. 1,35 Liter Pflanzenschutzmittel enthalten. Von diesen 1,35 Litern Mittel ist aber wiederum nur ein kleiner Teil aktiver Wirkstoff enthalten. Was ich damit sagen möchte: 1 Liter Pflanzenschutzmittel, sind nicht 1 Liter „Gift“. Denn der Wirkstoff braucht einen Trägerstoff um „formuliert“ zu werden. Dieses kann als Flüssigkeit oder als Pulver oder als Granulat passieren.

Das kostet natürlich auch

So eine Maßnahme kann schnell zwischen 30-40€ pro Hektar (!) kosten. Wer einmal grob überschlägt, dem muss ich nicht erklären, dass es nicht unsere Absicht ist, „unnötigen“ Pflanzenschutz zu betreiben.

 

Bei Kurvenfahrten lenkt die Achse der Spritze mit um immer in der Spur des Schleppers zu laufen. Dieses verhindert Schäden an unserer Kultur.

Bei Kurvenfahrten lenkt die Achse der Spritze mit um immer in der Spur des Schleppers zu laufen. Dieses verhindert Schäden an unserer Kultur.

Und hier passiert die eigentliche Arbeit. Das Gestänge ist mit vielen (verschiedenen) "Düsen" bestückt. Je nach Düsengröße und Düsenart gibt es unterschiedliche Spritzbilder.

Und hier passiert die eigentliche Arbeit. Das Gestänge ist mit vielen (verschiedenen) „Düsen“ bestückt. Je nach Düsengröße und Düsenart gibt es unterschiedliche Spritzbilder.

Wir wirtschaften im Harzvorland. Die Flächen in unserem Betrieb weisen daher teilweise große Schräg- bzw. Hanglagen auf. Hierbei ist es wichtig, dass das Gestänge immer gleichmäßig und ruhig oberhalb der Pflanzen geführt wird.

Wir wirtschaften im Harzvorland. Die Flächen in unserem Betrieb weisen daher teilweise große Schräg- bzw. Hanglagen auf. Hierbei ist es wichtig, dass das Gestänge immer gleichmäßig und ruhig oberhalb der Pflanzen geführt wird.

Wer sich bis jetzt gefragt hat, wie das Gestänge so genau über dem Bestand gehalten wird, der erhält nun die Antwort. Am Gestänge befinden sich pro Seite 2 Ultraschallsensoren (kleine silberne Kästen), die die Entfernung zum Boden messen und an den Computer weitergeben. Dieser leitet dann die Steuerung an.

Wer sich bis jetzt gefragt hat, wie das Gestänge so genau über dem Bestand gehalten wird, der erhält nun die Antwort. Am Gestänge befinden sich pro Seite 2 Ultraschallsensoren (kleine silberne Kästen), die die Entfernung zum Boden messen und an den Computer weitergeben. Dieser leitet dann die Steuerung an.